Himmelschreiendes Unrecht: Soziale Herkunft und Hochschulstudium in Österreich im Allgemeinen und Vorarlberg im Besonderen!

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In einigen Ländern ist die Bildungsbeteiligung Studierender aus hochschulfernen Familien relativ hoch, insbesondere in den Niederlanden, Finnland, Spanien, der Schweiz und Irland. das zeigt die neueste Studie EUROSTUDENT III. Am positivsten steht Finnland da, dort wird ein Verhältnis von 0,92 erreicht. Das heißt, dort ist die Wahrscheinlichkeit, als Kind aus einer eher "ärmeren" Familie ein Studium aufzunehmen, fast genau so hoch, wie beim klassischen Bildungsbürgertum. Auch in Bezug auf die Bildungsbeteiligung Studierender aus hochschulfernen Familien ist Finnland in der Spitzengruppe zu finden.

Grafik: Anteil von Arbeitern und ähnlich Beschäftigten ("blue collar occupation") unter der Altersgruppe der 40 bis 60-jährigen und Anteil der Studierenden mit Vater aus dieser Gruppe. Quelle der Daten: Eurostudent III

Die Momentaufnahme der dritten EUROSTUDENT Untersuchung zeigt, dass Studierende mit niedriger sozialer Herkunft in allen 23 Hochschulsystemen unterrepräsentiert sind. Im Hinblick auf die soziale Zusammensetzung der Studierenden nach Bildungshintergrund und beruflicher Position der Eltern, können Schottland, die Niederlande und Finnland vergleichsweise offene Hochschulsysteme vorweisen. Im Gegensatz dazu sind die Hochschulsysteme in Bulgarien, Litauen, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Deutschland Estland und auch Österreich deutlich sozial exklusiver.

Die Studierenden-Sozialerhebung 2006 – Bericht zur sozialen Lage der Studierenden (in Österreich) weist aus, dass ein Viertel der österreichischen Universitäts-Studenten aus Haushalten kommen, wo der Vater einem Universitätsabschluss aufweist. Also neun Prozent der Wohnbevölkerung beanspruchen 25 % der Ausbildungsplätze für sich. Umgekehrt haben zwei Drittel der (männlichen) Wohnbevölkerung lediglich einen Pflichtschulabschluss oder eine Lehre. Diese Zweidrittelmehrheit beansprucht aber nur etwa ein Dittel der universitären Ausbildungsplätze. Die neuen Fachhochschulen verbesseren zwar den Zugang der blue-collar-Schicht zu besserer Bildung, doch nur in sehr beschränktem Ausmaße.

Grafik: Einkommensquellen der Studenten
Quelle der Daten: Eurostudent III


Dass die soziale Herkunft kein Kriterium für den Hochschulzugang sein muss, macht Finnland deutlich. Freilich sind da andere Masstäbe auch in der Förderung anzusetzen: In Finnland beträgt der staatliche Anteil an den "Studenteneinkommen" 36 Prozent in Österreich gerade mal 10 Prozent! Dass in Vorarlberg alles noch um "eine Potenz" schlechter als im österreichischen Durchschnitt ist, bedeutet nicht nur eine unsoziale Klassenkampfpolitik in der Vorarlberger Bildungslandschaft sondern auch eine fortlaufende Verschlechterung der Innovationsfähigkeit und der wirtschaftlichen Entwicklung.

Mehr:
1. Materialien zur sozialen Lage der Studierenden 2007 Bundesministerium für
Wissenschaft und Forschung
2. Die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Studiums im europäischen Hochschulraum
3. Vorarlberger Politikdefizite