Ist für Sausgruber Humankapital Bier?

Eurostat. In der Regionalstatistik "Highly educated persons in science and technology occupations" stellt EUROSTAT - das Europäische Statistikamt - wörtlich fest: "Dunantul (HU) was the region with the smallest regional proportion of HRSTC employed in hightech with 9%, followed by Isole (IT) and Westösterreich (AT) with 11% each." Faktisch bedeutet dies, dass Westösterreich mit seinen Humankapitalressourcen schon hinter die Türkei zurückgefallen ist.

Wirtschaftskraft. Angesichts des evidenten Zusammenhanges zwischen Humankapital und Wirtschaftswachstum. hatte die Vorarlberger Industriellenvereinigung erst im Mai gefordert, dass der Vorarlberger Arbeitsmarkt für ausländische Fachkräfte geöffnet wird. Dies scheint ihr notwendig, weil man in Vorarlberg in wichtigen Bildungsfragen die Zukunft verloren hat und auf eine hohe Allgemeinbildung verzichtet, die aus der eigenen Bevölkerung zukunftsfähige Fachkräfte schöpft. Die Landesregierung setzt darauf, dass es billiger ist, Arbeitskräfte zu importieren als die eigenen Kinder in qualifizierten Kindergärten und Schulen auszubilden und vor allem dort zu fördern.

Regierungserklärung. In die Regierungserklärung von Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber vor dem Vorarlberger Landtag am 5. Oktober 2004 hatte er noch durch seine Mitarbeiter hineinschreiben lassen: "Das Humankapital eines Landes ist ein entscheidender Standortfaktor für Unternehmen mit Wachstumsmöglichkeiten."

Warum glaubt er seinen Redenschreibern nicht?

Mehr:
EUROSTAT: Vorarlberg hat weniger Humankapital als die Türkei!

5 Kommentare:

  1. 1984 hat gesagt…

    Meinten Sie den Vorarlberger: Herber Sausgruber?

  2. Kurt Greussing hat gesagt…

    "Faktisch bedeutet dies, dass Westösterreich mit seinen Humankapitalressourcen schon hinter die Türkei zurückgefallen ist."

    Tut mir leid: Faktisch hat der Autor des Blogs den Eurostat-Bericht nicht verstanden (eurostat - Statistics in focus 43/2008).

    Dort geht aus der Grafik auf S. 6 hervor, dass Westösterreich beim Anteil von Beschäftigten mit einschlägigem Uni- oder Fachhochschulabschluss (HRSTC = Core group of Human Resources in Science and Technology) an den Gesamtbeschäftigten in High-Tech-Betrieben unter der Quote West-Anatoliens liegt (und schon mal nicht hinter der Türkei insgesamt). Doch was sagt das?

    - Erstens: Was sind in dieser statistischen Darstellung High-Tech-Betriebe? - Büromaschinen- und Computer-Hersteller, IT-bezogene Dienstleistungen, entsprechende F&E. Das Problem ist aber: Wenn solche Tätigkeiten in einen anderen Produktionsbetrieb (z.B. Textil, Metall oder Holz) integriert sind, dann tauchen sie in dieser Statistik als "High Tech" im Sinne von HRST (Human Resources in Science and Technology) gar nicht auf. Dennoch sind die entsprechenden Arbeitskräfte natürlich vorhanden. Dieses Problem besteht übrigens in Vorarlberg auch, aufgrund der "Produktionstiefe", bei der statistischen Erfassung so genannter "Creative Industries"; auch diese verschwinden statistisch sehr oft, weil z.B. Designabteilungen direkt in Produktionsbetriebe integriert sind und somit nicht als "Kreativgewerbe" erfasst werden.

    - Zweitens: Die Darstellung von Eurostat gibt den ANTEIL solcher HRSTC-Beschäftigten in High-Tech-Betrieben wieder, nicht ihre absolute Zahl oder ihre Zahl z.B. im Verhältnis zur erwerbstätigen Bevölkerung ("Figure 6 shows the proportion of employees in
    high-tech sectors that are HRSTC").

    - Drittens: Wenn also die Türkei EINEN High-Tech-Betrieb mit 10 Beschäftigten und davon 7 HRSTC (also "Akademikern") hätte, dann würde die Türkei nach dieser famosen Eurostat-Methode eine High-Tech-Akademiker-Quote von 70 % aufweisen. Und wenn Vorarlberg HUNDERT solche Betriebe mit insgesamt 1000 Beschäftigten und davon 400 "Akademikern" hätte, dann läge Vorarlberg mit 40 % klar hinter der Türkei.

    - Viertens: Ein solcher Vergleich von Prozentanteilen (ohne Basiszahlen bzw. Relationen zur Gesamtbeschäftigung) ist natürlich Humbug - auch wenn er von Eurostat kommt. Und die Aussage, dass "Westösterreich mit seinen Humankapitalressourcen schon hinter die Türkei zurückgefallen ist", ist ein noch größerer Humbug.

    - Fazit: 11. Gebot - Du sollst Dich beim Umgang mit Statistiken nicht unter das Niveau jener Politiker begeben, die Du mit Deinen Statistiken kritisieren möchtest.

  3. Heinz hat gesagt…

    Es ist wie es da steht: Die Humankapitalressourcen liegen hinter der Türkei. Dafür bedarf es halt den Blick auf die ganze Studie und nicht auf eine einzige Tabelle.

    Nun mag diese Auskunft fürs erste tatsächlich provozieren zu wollen. Der selbst in der Landesregierung unbetrittene Fakt aber müsste mehr provozieren: Vorarlberg hat einen überproportionalen Anteil an Nicht- oder Niedrigqualifzierten und (logisch?) einen unterproportionalen Anteil an Höherqualifizierten. Und das sagt, weil man der ja mehr Glauben zu schenken geneigt ist, die Hochschule St.Gallen.

  4. Kurt Greussing hat gesagt…

    Sie reden halt (schon wieder einmal) am Thema vorbei: Das Thema war nicht das Qualifizierungsniveau der Vorarlberger Arbeitskräfte, sondern Ihre Behauptung, dass "Westösterreich mit seinen Humankapitalressourcen schon hinter die Türkei zurückgefallen ist".

    Genau das können Sie anhand dieses Eurostat-Berichts NICHT belegen. Für ihre dümmliche Empfehlung, ich hätte den ganzen Bericht lesen sollen - was ich aus gutem Grund getan habe -, empfehle ich eine Publikation auf vol.at.

  5. Heinz hat gesagt…

    Na dann bitte nochmal zurück zum Start und die EUROSTAT-Studie nochmals lesen. Sie werden schon darauf stoßen.

    Und Humankapital hat nichts mit Qulifikationsniveau zu tun. Na dann nützt auch der Weg zurück an den Start nichts.

    PS: Wenns nicht passt, dass irgendjemand anderer als die Grünen auf ein Problem hinweisen und sie die wahre Erkenntnis allein haben, dann müssen sich diese "Vorzugsschüler" halt die Frage auch gefallen lassen, was sie bislang getan/bewirkt haben.

    Außer Esoterik war da ja noch nichts an wirtschaftspolitischen Vorstellungen oder ist man sich der Regierungsbeteiligung an der Seite der ÖVP schon so unsicher, dass man deren Politik bereits verteidigen muss um doch noch zum Zuge zu kommen?

    Immhin zielen die bildungspolitischen Initiativen von Dr. Harald Walser doch in die richtige Richtung.

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