Dynamische Hohenemser ÖVP

Die Theorie der Schweigespirale ist ein Teil der "Theorie der öffentlichen Meinung", wie sie in den 1970er Jahren von Elisabeth Noelle-Neumann formuliert wurde. Die Theorie postuliert, dass die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, in bestimmten Fällen von der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung abhängt. Dabei handelt es sich durchaus um einen dynamischen Prozess. Wer sieht, dass seine Meinung öffentlich zunimmt redet öffentlich, wer sieht, dass die eigene Meinung in der Öffentlichkeit an Boden verliert, verfällt in Schweigen.

In diesem Sinne verhielten sich die Hohenemser Stadtvertreter auf den sich gestern (09-09-2008) wohl härter anfühlenden ÖVP-Bänken bei der Beratung des Kontrollberichtes über die Finanzgebarung durchaus "dynamisch". Die Stadtamtsdirektorin bat gar von der harten Bank aufstehen zu dürfen, um ihre Sicht der Dinge ohne Sitzbeschwerden vortragen zu können.

Mit Zahlen und Fakten von den erstaunlich gut vorbereiteten Mandataren der SPÖ, FPÖ, Emsigen, Grünen und ULH konfrontiert, die aber auch alle ÖVP-Mandatare aus dem Bericht hätten kennen müssen, wurden diese immer schweigsamer, in sich gekehrter und blickten in die imaginären Unterlagen. Dass sie den Kontrollbericht selber gelesen hätten, das behaupteten gerade drei von ihnen. Glaublich ist aber zu ihrer Entschuldigung, dass die meisten von ihnen ihn erst gar nicht zu Gesicht bekommen haben.

Zugegeben, es ist nicht jedermanns Sache frei zu reden und zu seiner Meinung öffentlich zu stehen. Deswegen ist er kein schlechterer Mitbürger, der redseligere kein besserer. Gerade jene welche aus vielerlei Gründen selber wortkarg bleiben, gilt es eigentlich besonders zu vertreten. Noch viel Wenigern ist es aber gegeben, sich innerparteilichem Druck und falschem Korpsgeist zu widersetzen. Da haben auch schon recht starke Persönlichkeiten Schwächen gezeigt.

Aber warum bewerben sich diese ÖVP-Mandatare für ein Amt, das aus ganz anderen Aufgaben und auch Verpflichtungen besteht als nur freundlich zu blicken und des Bürgermeisters Wünsche wortlos abzunicken. Das ist ja gerade so, wie wenn sich jemand mit Flugangst um eine Pilotenstelle bewerben würde.

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