Vorarlbergs Stromverteilung nun in der Hand des weltgrößten Atomstromanbieters

Vorarlbergs Politiker aller Farben demonstrieren gerne Anti-Atom-Haltung. Doch die Realität sieht erschreckend anders aus!

Electricité de France übernimmt British Energy: Der französische Staatskonzern EDF ist nun mit dem heute bekanntgegebenen Kauf des Atomstrom-Spezialisten British Energy zum größten Stromanbieter Großbritanniens geworden. Außerdem baut EDF seine Position als weltgrößter Anbieter von Strom aus Atomkraftwerken aus.

British Energy. British Energy kam im Geschäftsjahr (31. März 2008) auf 2,81 Milliarden Pfund (3,6 Mrd Euro) Umsatz und einen Betriebsgewinn von 507 Millionen Pfund. Der Konzern hat 6000 Mitarbeiter. EDF hat in Frankreich fast ein Strommonopol und gehört in Deutschland (mit EnBW), Italien (Edison) und Belgien zu den Branchengrößten. 2007 kam EDF auf 59,6 Milliarden Euro Umsatz und 4,7 Milliarden Euro Überschuss. Der Konzern hat 159 000 Mitarbeiter und 38,5 Millionen Kunden.

Unter Dach. British Energy (BE) habe das leicht auf 12,5 Milliarden Pfund (15,7 Mrd Euro) erhöhte Angebot akzeptiert, sagte EDF-Chef Pierre Gadonneix heute (24.9.08) in Paris. Jetzt werde EDF Milliarden in den Bau von vier sogenannten Europäischen Druckwasserreaktoren an zwei Standorten in England investieren. "Das Vereinigte Königreich ist ein Schlüsselmarkt für EDF mit einem Riesenbedarf an neuen Kernkraftwerken."

CO² Reduktion durch Kernkraft. "Großbritannien wird das Land Europas sein, das sich am meisten in der Entwicklung der Kernkraft engagiert." "Sie haben keine Wahl." Die Hälfte der Atom- und Kohlekraftwerke müsse ersetzt werden, das Nordseegas werde knapp und London wolle den CO2-Ausstoß drastisch verringern. "Großbritannien muss daher seinen AKW-Park mindestens verdoppeln", betonte Gadonneix. EDF werde außerdem Milliarden in die Atomkraft der Schlüsselländer USA, China und Südafrika investieren. Bis 2020 werde EDF weltweit mehr als zehn EPR errichten.

Energie Baden Württemberg. Die EDF-Tochter EnBW (Energie Baden Württemberg) ist der Vorarlberger Stromlastverteiler! Das heisst der französische Atomriese entscheidet über die Verwendung der von Illwerken und VKW erzeugten Stromes, wann und wohin er geliefert wird. Der zweite "Großaktionär" der EnBW ist der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) der gemeinsam mit dem französischen Energiekonzern EdF derzeit die EnBW innehat. Die OEW hält bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW/Karlsruhe) - ebenso wie die Electricité de France (EdF) - 45,01 Prozent der Aktien. Bisher stellt die jetzt faktisch stimmrechtslose OEW stets nur den Vorsitzenden des EnBW- Aufsichtsrats.

OEW. 1909 hatten sich ausgehend von der Keimzelle Ravensburg mehrere Kommunen zusammengeschlossen, um gemeinsam eine Stromversorgung in Oberschwaben aufzubauen. Mittlerweile sind die neun Landkreise Alb- Donau, Biberach, Bodensee, Freudenstadt, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Sigmaringen und Zollernalb Mitglied der OEW. Größter OEW-Anteilseigner ist der Landkreis Ravensburg mit 21,8 Prozent, gefolgt vom Alb-Donau-Kreis (20,98 Prozent) und dem Bodenseekreis (15,8 Prozent). Die OEW war es auch, die schon in der Zwischenkriegszeit die Kontakte nach Vorarlberg knüpfte.

Schon die Arbeitnehmer der EnBW hatten nach der Liberalisierung und Verkauf der Anteile Baden-Württembergs an die EDF mit Personalentlassungen zur Kurspflege Federn lassen müssen. Arbeitsplätze drücken ja bekanntlich die Aktienkurse. Wie es Vorarlberg mit seinen Investitionen für das Pumpkraftwerk Kops II ergehen wird, steht noch in den Sternen. Die OEW - immerhin ein Großaktionär der EnBW - ist vertraglich ans Gängelband der EDF gezwungen.

Puzzlestein Vorarlberg. Vorarlberg ist mit seinen Pumpkraftwerken Kops von der EDF in das Atomgeschäft als Puzzlestein eingebaut worden. Die Stromlastverteilung Vorarlbergs liegt in der ausschließlichen Führung der EnBW. Illwerke und Kraftwerke sind faktisch unter neokolonialer französisch/deutscher Führung und zur Speicherung von Atomstrom verpflichtet. Die Einsatzleitung für die gesamte Kraftwerksgruppe der Illwerke nimmt die EnBW auch für die anderen Stromabnehmer vor. Sie stellt diesen die ihnen zustehenden Energielieferungen in Bürs zur Verfügung, bzw. nimmt deren Pumpenergielieferungen in Bürs auf. Der Einsatz der Kraftwerksgruppe wird entsprechend den Anforderungen der EnBW von den Illwerken im Dispatching in Rodund vorgenommen. Hierbei werden Betrieb der Anlagen und der Transport der Energie auf den Kraftwerksdirektleitungen zu und von den Partnern sichergestellt.

Wie sehr bereits die Illwerke in der Hand der EDF sind, zeigt eine Aussendung des Standes Montafon. Wörtlich: "Überzogene finanzielle Forderungen der Gemeinde Gaschurn und der Versuch der Bürgerinitiative „pro nofatnom“, das Projekt Kops II mit einer Verlegung der Hochspannungsleitung unter die Erde zu verknüpfen, bringen das Kraftwerksprojekt um“, macht Standesrepräsentant Bgm. Dr. Erwin Bahl den Ernst der Lage deutlich. „Wenn der knappe Zeitplan für das Bauprojekt nicht eingehalten wird, könnte der Projektpartner EnBW am 1. September aus dem Vertrag aussteigen."

Wer aber noch immer glaubt, dass Vorarlberg noch mit eineme Rest an Eigenständigkeit agieren könnte, der ist getäuscht. Am besten sieht man das am Schicksal der OEW. Auch der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) mit sage und schreibe 45,01 % Anteilen ! an der EnBW hat keinen freien Willen mehr im Aufsichtsrat. Der französische Konzern hatte seierzeit beim Kauf der EnBW-Anteile vereinbart, dass der Kaufvertrag erst wirksam werde, wenn sich die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) mit ihrem Anteil an der EnBW sich verpflichten, immer gemeinsam mit dem Atomriesen EDF abzustimmen.

Landeshaftung: Windei? Fakt ist auch, dass die Vorarlberger Stromkunden den Bau des Atomkraftspeichers Kops II zahlen und das Land für die Baufinanzierung eine Landeshaftung übernommen hat. Die Zustimmung zur Landeshaftung wurde vom Landtag mit der "Windkraft" buchstäblich erschlichen. Das magische Wort "Windkraft" ließ bei den Parteien jede rationale Überlegung schwinden. Die Kosten waren 2004 mit 330 Mio. Euro präliminiert, won 100 Mio. aus "Eigenmitteln" und 230 Mio. aus Fremdmitteln zu finanzieren waren. Mittlerweile sind aber die Baukosten schon über 20 Prozent gestiegen! Wobei 100 Millionen Euro "Eigenmittel" nichts anderes bedeuten, als dass diese von den Vorarlberger Stromkunden über den Strompreis "angespart" wurden.
"Für den deutschlandweiten Ausgleich einer typischen viertägigen Windflaute müsste man den Bodensee auf das Niveau der Zugspitze pumpen."
Dr. Roland Hamelmann - Fachhochschule Lübeck - (Quelle: Max-Plank-Institut für Plasmaphysik)
Koloniales Tauschgeschäft. Der so genannte "Illwerkevertrag" mit dem EnBW-Konzern garantiert zwar, dass die EnBW bis 30. September 2030 den Großteil des von den Illwerken erzeugten Spitzenstroms kauft. Doch was ist mit den Preisen für den Pumpstrom? So weist die Energiestatistik für das Jahr 2006 Stromimporte von 5312 GWh und Stromexporte von 4250 GWh aus. Da Strom nicht gespeichert werden kann fehlen allein aus der Import-/Exportbilanz rund 1000 GWh Strom. Das bedeutet nichts anderes als dass aus 5312 GWh Atomstrom nur 4250 GWh "Wasserkraft" getauscht werden konnten, dass also zumindest ein Fünftel des Atomstromes in Vorarlberg wieder "verloren" gehen. Die Vorarlberger Illwerke müssen von ihrem Vertragspartner EnBW den "billigen" Atomstrom angeblich wertgleich in teuren Spitzenstrom tauschen. Volkswirtschaftlich vernünftig wird die EDF mit dem Bau neuer Atomkraftwerke gerene auch teuren Spitzenstrom bereitstellen und in Zukunft dafür den Preis drücken, nein bestimmen!. Die EDF wird das entscheiden und niemand in Vorarlberg!

Mehr:

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Nuclear fallout over EDF deal
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1 Kommentare:

  1. wpp hat gesagt…

    Gut, dass jemand das klarlegt!

    Wie kann man diese Tatsachen möglichst vielen Vorarlbergern bekannt machen?

    Dass es in Tirol mit der TIWAG ebenso ist, wußte ich bereits, aber bi üs im Ländle, wo do alls a so ideal isch?

    wpp

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